Vielfalt statt Monokultur

Das Kulturzentrum im Amerlinghaus wird von einem breiten Kreis an Nutzer*innen frequentiert. Es sind aktuell rund 70 Initiativen, Gruppen und Projekte, die die Räume und Infrastruktur im Kulturzentrum regelmäßig nutzen. Dazu kommt ein weiter Kreis an punktuellen Nutzer*innen.
Als generationen-, kulturen- und szenenübergreifendes Projekt zeichnet sich das Zentrum durch die Heterogenität seiner Nutzer*innen aus. Hier treffen einander Menschen aller Altersgruppen, Migrant*innen, Künster*innen, politisch Aktive ebenso wie Obdach- und Erwerbsarbeitslose. Gemeinsam ist ihnen der Anspruch, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und als Expert*innen für die eigenen Anliegen tätig zu werden. Diese Struktur ermöglicht Austausch und Diskussion, baut Berührungsängste ab und bringt neue Impulse, verhindert Vereinzelung und Abschottung und wirkt in hohem Maße integrativ. Als Treffpunkt, Begegnung- und Kommunikationsraum ist das Kulturzentrum damit auch ein wichtige Freiraum zur Förderung einer Lernkultur im sozialen Miteinander.

Der Bedarf nach offenen, niederschwellig zugänglichen Räumen steigt weiterhin, und damit werden auch die Anfragen von Initiativen, die sich auf der Suche nach Räumen an uns wenden, immer zahlreicher. Hohe Mieten, Verdrängung, Prekarisierung, steigende Kosten bei sinkenden Fördermitteln, soziale oder/und politische Ausgrenzung, Konkurrenz, Wettbewerb – das sind alles Faktoren, die es freien und autonomen Gruppen immer schwerer machen, sich abseits von Eventisierung und Mainstream offene, nicht-kommerzielle Räumen zu erschließen. Wir sehen es als unsere Kernaufgabe, Raum quasi von den Rändern her aufzumachen – und das mitten im Stadtzentrum! – das bedeutet, insbesondere und gerade dort, wo vielfache Ausschlüsse stattfinden.
Freiraum verstehen wir dabei in Widerspruch zu neoliberalen Konzepten nicht als individuelle scheinbare Freiheit sich am Markt zu bewegen, sondern als etwas gemeinschaftlich Geteiltes („Commons“) und Rahmen, innerhalb dessen frei von kapitalistischen Verwertungszwängen Solidarität und Teilhabe erprobt werden kann – gerade auch von und für Gruppen, die sozial, kulturell oder politisch an den Rand gedrängt sind.