Das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus existiert seit 1975. In diesem Jahr beschloss eine Gruppe von engagierten Menschen, die Idee eines Stadtteilzentrums am Spittelberg im Amerlinghaus zu realisieren. Vertreter_innen der Gemeinde Wien zeigten sich damals diesem Konzept aufgeschlossen, das Haus wurde von der Stadt Wien renoviert und wird seit 1978 als selbstverwaltetes Kultur- und Kommunikationszentrum vom Verein Kulturzentrum Spittelberg betrieben.
Das „Amerlinghaus“ ist neben anderen, ebenfalls ehemals besetzten und erkämpften Zentren wie Arena oder dem WUK zu einer wichtigen und unverzichtbaren Wiener Einrichtung geworden. Inmitten des mittlerweile gentrifizierten, teuren und zur Konsummeile verkommenen Spittelberg ist das Amerlinghaus immer noch so etwas wie ein gallisches Dorf als offener und niederschwelliger Frei- und Möglichkeitsraum für Gruppen und Initiativen, die wenig oder keine Ressorucen haben und die vielfach andernorts auch ausgeschlossen oder verdrängt werden.
Das Kulturzentrum im Amerlinghaus umfasst unterschiedliche Bereiche und beherbergt Initiatven und Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.
Im Kulturzentrum findet transkulturelle, intergenerationelle und szenenübergreifende Arbeit statt – und das alles unter einem Dach – im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn –, unter dem sich ständig neue Berührungspunkte, gemeinsame Projekte, Kooperationen, Begegnungen und Austausch entfalten. Eindeutig besetzte Bereiche wie „Kultur“, Politik“ und „Soziales“ werden hier in vielfältigen Aktivitäten aufgebrochen und mit weniger ausgrenzenden Bedeutungen gefüllt. Diese Struktur ermöglicht Austausch und Diskussion, baut Berührungsängste ab und bringt neue Impulse, verhindert Vereinzelung und die Abschottung von Szenen und Milieus und wirkt in hohem Maße inklusiv.
Auch wenn das Amerlinghaus auf die Kontinuität einer 40jährigen Geschichte zurückblickt, ist die Arbeit der Gruppen in ihrer Vielfalt und Dynamik, ihrer ständig neuen Zusammensetzung immer mit aktuellen sozialen sowie politischen Problemstellungen befasst und daher Teil kritischer, linker und brisanter Diskurse und Organisationsbemühungen.
Engagement braucht Raum und eine solidarische Infrastruktur, die diesem wohlwollend und unterstützend entgegen kommt, niedrigschwellig zugänglich und administrativ gut koordiniert ist. Räume gesellschaftlicher Teilhabe und Involvierung sind unverzichtbar, und gerade angesichts einer zunehmenden bedrohlichen Faschisierung und Entdemokratisierung sind Orte, an denen kritische Basis/kultur/arbeit stattfinden kann, nötiger denn je.
Die Frage stellt sich: Was für eine Stadt wollen wir? Welche Gesellschaft wollen wir? Wir meinen, dass offene, niederschwellige, kritische und nicht-kommerzielle Zentren wie das Kulturzentrum unumgänglich nötig sind, als ein Ort, an dem solidarische gesellschaftliche Gegenentwürfe kollektiv angedacht, gemeinsam probiert und selbstbestimmt (zumindest im Kleinen) umgesetzt werden können.